Genealogisch-Heraldische Gesellschaft Bern
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Genealogisch-Heraldische Gesellschaft Bern
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Anlässe/durchgeführt/2020
Anlässe
15. Oktober 2020
Das Projekt Rosenau - Geschichte einer Auswanderung nach Amerika
Coronabedingt wartete der Vortrag "Das Projekt Rosenau - Die Geschichte einer Auswanderung von Bern nach Nordamerika" mit dem Referenten Ueli Balmer mit einem Novum auf. Vor Ort im Hörsaal befanden sich nur ein Dutzend maskentragende TeilnehmerInnen. Mehr als doppelt so viele verfolgten den Vortrag per Live Stream zu Hause vor ihren Bildschirmen.  
Auf das Projekt gestossen ist Ueli im Rahmen seiner Ahnenforschung. Sein Ururgrossvater war ein Findelkind, aufgefunden wurde er im Jahr 1804 in einem Stall eines Bauernhofs bei Oberbalm. Vom zweiten Teil des Ortsnamens leitet sich sein Name Balmer ab. Eine junge Magd wurde verdächtigt, den Säugling ausgesetzt zu haben. Obschon sich der Verdacht nicht bestätigte, begann Ueli, sich für das weitere Schicksal der jungen Frau zu interessieren. Im Rahmen der Nachforschungen verdichtete sich die Vermutung, die Frau sei später nach Nordamerika ausgewandert. So stiess er auf eine spannende Geschichte, eben diejenige des Projekts Rosenau.
Initiiert wurde das Projekt im Jahr 1818 von einem Patrizier, dem Baron und Hauptmann Johann Rudolf von Steiger und dem Notar Samuel Reichenbach.  Die Gründe für die Teilnahme am Projekt waren je nach Situation der Teilnehmenden sehr unterschiedlich: Armut und Perspektivlosigkeit in der alten Heimat, Helferwille, Abenteuerlust, religiöse Motive und nicht zuletzt eine Liebesgeschichte kamen zusammen und führten letztlich zu einer bunten Teilnehmerschaft. Aber auch die Projektleitenden, dazu zählte auch der deutsche Sozialethiker Ludwig Gall, waren von unterschiedlichen Interessen geleitet, so dass es schon vor der Einschiffung in Antwerpen zu schwerwiegenden Differenzen kam. Nachdem die Streitigkeiten vorläufig beigelegt waren verliessen die rund 150 Auswanderungswilligen verteilt auf zwei Schiffe (Columbia und Eugénie) Ende Mai 1819 den Hafen. Aufgrund der Quellenlage sind wir vor allem über die Fahrt auf der Eugénie sehr gut informiert. Bereits nach vier Tagen geriet das Schiff in einen Sturm.  Um einen Eindruck zu bekommen, wie schlimm die Situation für die Passagiere war, las uns Uelis Sohn Stephan eine Schilderung des Sturms durch Ludwig Gall vor. Nach vielen Strapazen erreichten die Emigranten am 21. Juli New York. Die Columbia war bereits rund zehn Tage früher angekommen. Wegen der in New York geltenden restriktiven Einreisebestimmungen fuhren die Schiffe weiter nach Philadelphia resp. Perth Amboy. Nach der Ankunft trennten sich die zum Teil völlig verfeindeten Projektprotagonisten. Ludwig Gall kehrt nach 1½ Jahren zurück zu seinen Wurzeln nach Trier. Rudolf von Steiger kaufte sich bei Marietta (Ohio) ein Grundstück mit einer Fläche von rund 15km², er starb 1834 in Uhls, Virginia. Wirklich erfolgreich war eine Gruppe unter Leitung eines Jakob Tüscher, welche sich nach der Ankunft in Amerika vom Rest abgesetzt hatte. Davon, dass die von ihnen am Fluss Ohio gegründete Kolonie bestens gedieh zeugt noch heute der Name Switzerland Township einer dortigen Gemeinde.
Alle gezeigten Lichtbilder vom Vortrag sind zusammengefasst als PDF verfügbar. Der ganze Vortrag ist auch unter dem Youtube-Kanal der GHGB verfügbar. hrb

17. September 2020
Führung durch die Dreifaltigkeitskirche Bern
An diesem warmen Herbstsommertag begrüsste uns (ein gutes Dutzend Teilnehmer) Frau Gudrun Sauter vor der Dreifaltigkeitskirche in Bern. Mit ihrer herzlichen begeisternden Art und ihrem schwäbisch-schweizerischen Dialekt versuchte sie uns die Geschichte und das Innenleben der römisch-katholischen Kirche näher zu bringen.
Besonders interessant war die Zeit bis die Katholiken im reformierten Bern ihre nicht geostete (nach Osten ausgerichtet) eigene Basilika 1896-1899 mit einer Fassade aus Juragestein durch den Architekten Heinrich Viktor von Segesser bauen konnten.
In den 70er Jahren wurde der Chor grundlegend umgebaut. Das Dreifaltigkeit-Bildnis, der Hochaltar und die Kanzel wurden entfernt und durch ein Gemälde vom Luzerner Künstler Jörg Niederberger ersetzt.
Interessant für uns reformierte ist die Bedeutung des Tabernakels (Hostien-Lagerort) und ewiges Licht. Es gibt zwei Zustände:
• Tabernakel zu (bewohnt) und Licht an – Jesus lebt
• Tabernakel offen und Licht aus – Jesus tot (Karfreitag)
Leider war die Führung schon nach gut einer Stunde beendet, wir hätten Gudrun Sauter noch lange zuhören können. hrb

29. August 2020
Führung: Schloss Thun und Hauptversammlung
Morgens:
Corona-bedingt zeigten nur etwa 20 Personen Interesse an der Führung durch das Schloss Thun, welche geleitet wurde von Franziska Kühni und Patricia Niederhauser.
Nach einer kurzen Besichtigung von aussen waren wir froh bei diesem Regenwetter nun durch das Museum geführt zu werden, welches sich über mehrere Stockwerke erstreckt. Hier gab es zu den diversen Ausstellungsstücken viele Informationen. Besonders imposant ist die Balkenkonstruktion, die das ganze Walmdach trägt. Nach gut einer Stunde war die Führung zu Ende, und man begab sich ins Hotel Freienhof zum Mittagessen.
Weitere Informationen zur Geschichte vom Schloss Thun finden sie auf der Webseite.
Mittags:
Hier war die Hauptversammlung angesagt, an welcher auch wieder nur etwa 20 Personen teilnahmen. Viele Leute hatten sich entschuldigt.
Einige wichtige Punkte seien hier kurz erwähnt:
  • Der Gewinn aus der Erfolgsrechnung war wegen dem Tod von Alfred Imhof und dadurch nötigen unplanmässigen Anschaffungen nur Fr. 959.—
  • Die Mitgliederbeiträge bleiben bei Fr. 45.—
  • Ueli Balmer wird neuer Präsident und Hans Minder übernimmt die Redaktion vom Mitteilungsblatt.
  • Die Laudatio für den abtretenden Präsidenten wurde von Therese Metzger gehalten.
  • Der Frühlingsausflug geht auf die Habsburg wo dann am Nachmittag die Hauptversammlung stattfindet.
  • Der Herbstausflug führt mit einer Schiffahrt auf dem Genfersee zum Schloss Coppet. hrb

22. Februar 2020
Führung: In der Schatzkammer des Historischen Museums Bern
An diesem sonnigen Tag versuchte uns (32 Personen) der Numismatiker Herr Daniel Schmutz im Historischen Museum Bern, das damalige sehr komplexe Münzsystem wenigstens ansatzweise etwas verständlicher zu machen.
Wobei die Frage: «Was kostete damals dies und das in heutiger Währung» eigentlich gar nicht beantwortet werden kann. Es sind höchstens Vergleiche möglich.
Das damalige Münzsystem, angefangen bei den Kelten mit ihren Goldmünzen, über die Römer, welche erstmals Münzen mit definierten Werten hatten, bis ins Mittelalter, wo dann der Batzen eingeführt wurde (Wert war von Kanton zu Kanton verschieden), war so verschieden und nicht dezimal.
So galt zur Römerzeit (1.-3. Jh.):
1 Denar = 4 Sesterze = 16 Asse
in karolingischer Zeit (8. Jh.):
1 Pfund = 20 Schilling = 240 Pfennig
im bernischen Währungssystem (16.-19. Jh.):
1 Batzen = 4 Kreuzer = 32 Pfennig (Haller).
Das ganze Münzwesen änderte sich erst 1848 mit der Einführung der Bundesverfassung, als dieses zur Bundessache erklärt und die Münzhoheit der einzelnen Kantone ausser Kraft gesetzt wurde. hrb

15. Januar 2020
Führung: PTT-Archiv in Köniz
In über 1½ Stunden führte uns (etwa 30 Personen in zwei Gruppen) eine sehr engagierte Frau Heike Bazak durch das PTT-Archiv in Köniz. Hier werden meist analoge Archivalien von 1848 – 1997 (Gründung Swisscom) bei maximal 18°C und 55% Luftfeuchte aufbewahrt. Zuvor müssen aber alle Drucksachen in einem Entsäuerungsbad archivtauglich gemacht werden.
Das Archiv gilt als Kulturgut von nationaler Bedeutung und unterliegt dem Datenschutz. Das heisst für personenbezogene Dokumente 50 Jahre und alle andern 30 Jahre. Aus Kapazitätsgründen werden aber nur 3-5% der angelieferten Dokumente archiviert, wobei jetzt auch die digitale Technik Einzug hält.
Als erstes zeigte uns Heike Bazak das erste Telefonbuch von 1890. Die einzelnen Einträge bestanden nur aus Namen von Geschäften (meist Banken) ohne Nummern. Die ersten zwei- bis dreistelligen Nummern gab es erst ab etwa 1920 als auch Privatpersonen einen Telefonanschluss hatten.
Ausser den Telefonbüchern konnten wir historische Fotos, PTT-Logos und Landkarten mit Postautolinien bewundern (siehe Fotos unten).
Nebenbei erzählte uns ein Teilnehmer was sich für ihn als «Pöstler» änderte als 1964 die Postleitzahlen eingeführt wurden. hrb
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